Das oberösterreichische Quetschenpunk-Duo Markus Binder und Hans-Peter Falkner legt mit dem Doppelalbum Live im Chelsea eine limitierte Fassung seines nach all den Jahrzehnten allerersten Livealbums von überhaupt auf gelbem Vinyl vor. Das Material stammt großteils von den letzten beiden Studioarbeiten Spot und Drum, die Atmosphäre ist bei den traditionellen, im Advent abgehaltenen Gastspielen von Attwenger im Wiener Musik- und Fußballlokal am Gürtel wild und aufgeladen. Ältere Lieder werden in den Auftritt eingearbeitet, Neues ausprobiert.
Attwenger sind systemkritisch. In diesem Themenfeld haben es die Musiker Markus Binder und Hans-Peter Falkner in über 30 Jahren zur Meisterschaft gebracht. Man erinnere sich etwa an alte Lieder wie Kaklakariada aus dem Jahr 2002. Damals schon brachen Attwenger das Thema Provinzialismus, Patriotismus und Kleinkariertheit mit dem Verweis auf die "Landesflagge" herunter. Es geht um die Essenz.
Die Musik dazu speiste sich auf Alben wie Dog, Pflug, Most, Song oder Luft aus Volksmusik, die eben nicht nur auf obsoleten regionalen Vorgaben beruhte. Wenn es sich bei Volksmusik um eine Musik handelt, die tatsächlich vom Volk gesungen, gespielt und vor allem gehört wird, dann muss man eben auch Stile mitdenken, die von außerhalb kommen. Im konkreten Fall verbinden Attwenger die Form des im oberösterreichischen Dialekt immer auch etwas missmutig vorgetragenen Gstanzls mit Hip-Hop, Rock 'n' Roll, längst auch Clubsounds – sowie, rein vom Feeling her, des Punk.