Drei eingeborene Söhne interpretieren gebenedeites Liedgut im Geiste Heinz Conrads' - so lautet das Credo, der von den Jazzmusikern Heinz Ditsch, Paul Skrepek und Vincenz Wizlsperger 1996 gegründeten Band.
„Mir rebeln des owa wia nix“, sagte Sänger Vincenz Wizlsperger launig über das zu erwartende Programm des Abends. Das Konzert war für acht Uhr angesetzt. Es hieß, man solle früh kommen. Bereits um 17.30 Uhr war kaum ein Sitzplatz im Weinhaus Sittl zu ergattern. Wenn das Kollegium Kalksburg ruft, eilen die Menschen herbei. Gerade um Weihnachten ist des Kollegiums Mischkulanz aus batzwach und brutal äußerst gefragt.
Der Vortrag hob mit einem Loblied aufs Trankeln an. Zur leicht abgeschabten Melodie von „Es wird schon glei dumpa“ verherrlichten die drei so aussehenden Musikanten den Zustand der alkoholinduzierten Illumination. Wegen der Authentizität begannen sich die Herren auf der Bühne recht munter Weißwein aus Karaffen einzuschenken. Das zeitigte segensreiche Wirkung im Lauf des gesanglichen Vortrags. In puncto Anarchie und Schlampigkeit können es Vincenz Wizlsperger (Gesang, Euphonium, Kamm), Heinz Ditsch (Harmonika, Singende Säge) und Paul Skrepek (Kontragitarre) durchaus mit den Rolling Stones aufnehmen. Wie diese bedienen sie sich an Liedwerk aus dem amerikanischen Blues und Soul. Sam Cookes „Bring It on Home to Me“ heißt bei ihnen „Sog, Du Kummsd Eh Wieda Dsruk?“.
Wizlsperger kam seinem Hang zur Blödelei zwar immer wieder nach, dazwischen aber sang er so dramatisch, dass evident wurde, dass er ein großer Chansonnier wienerischen Zungenschlags ist. Während er etwa das raue „Way Down the Hole“ von Tom Waits mit allerlei gesanglichen Exzentritäten anreicherte, ließ er bei Jacques Brels „Le Moribond“ jegliche Outrage bleiben. Auch André Hellers „Es is allas unhamlich leicht“ veredelte er. Da ging es ab ins martialische Qualtinger-Idiom. Das ständige Changieren zwischen zarten und harten Befindlichkeiten wurde vom Publikum mit Zwischenrufen quittiert. Und so ließ das Kollegium Kalksburg eine Menagerie seltsamer Wesen von der Leine. Esoterische Waldfeen etwa, deren gutes Aussehen „jegliche Routine meuchelt“ oder prosaische Kleinbürger auf Freiersfüßen, wie den Herrn Doktor Dinkel in „Des Kaun Wos Wean“. Schade, dass Paul McCartney nicht im Weinhaus war. Sonst hätte er sich wohl über den „Blosnde“ gefreut, einer sublimen Interpretation seines Beatles-Hits „Yesterday“. Samir Köck - Die Presse - 27. 12. 2018