Paul Plut

Paul Plut | Support: Sophia Blenda

Fr., 12.4.2024, 18:00 – 20:30
Kulturhofkeller, Lederergasse 15, 9500 Villach, Österreich

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Paul Plut

Herbarium

Veröffentlichung: 1. März 2024


Seitdem Paul Plut 2016 mit dem Todesmarsch “Lärche” das

erste Lebenszeichen als Solokünstler von sich gab, hat sich

die Düsternis beharrlich an seine Fersen geheftet. Widmete er

sich auf den vergangenen zwei Alben dem Tod (“Lieder vom

Tanzen und Sterben”) und seinem steirischen Heimatort

(“Ramsau am Dachstein nach der Apokalypse”), so ist das

Jenseits diesmal anderswo zu finden.

In seinem “Herbarium” (2024) versammelt Paul Plut zehn

Lieder und Fragmente, die um den menschengemachten

Schrecken, die kollektive Erschütterung und die leise

Vorahnung kreisen, dass gerade etwas Großes in sich

zusammenbricht, das nicht mehr so leicht aufzubauen sein

wird.

PRESSEN, VERBINDEN, KONSERVIEREN

Erstmals überrascht Plut auf seinem neuen Tonträger mit

Vertonungen anderer Künstler:innen (Christine Nöstlinger,

Daniel Johnston, Garish, Hildegard Knef), sprachlicher

Variationen (neben Dialekt auch Standard-Deutsch und

Englisch) und neuen Stimmen (Barca Baxant, Nastasja Ronck,

Violetta Parisini). Von den Vorgänger-Alben sind die

Hörer:innen bereits auf eine große stilistische Bandbreite

geeicht. Auch diesmal changiert Plut zwischen Tradition und

Experiment (Salz, Samael), zwischen Harmonie und Härte (Wo

einmal nichts war, Draußen fischt im Eis). Das mit dem Beginn

des Ukraine-Kriegs datierte Stück “Zur gleichen Zeit” bildet

den Kern des Albums, in dessen Magnetfeld sich die anderen

Lieder bewegen.

Dem durchdringenden Gefühl der Zerrüttung stellt Paul Plut

sein “Herbarium” in den Weg; hier wird konserviert,

zusammengehalten und verbunden. Jedem Tonträger

(Kassette und digital) wird ein Buch beigelegt, in dem sich die

Lieder zwischen gepressten Pflanzen, Texte zum

Schaffensprozess, abgelichteten Objekte, literarische

Inspirationen und versteckte Tracks einreihen.

ÜBER DEN KÜNSTLER

Paul Plut, geboren 1988 in Ramsau am Dachstein, ist

autodidakter Musiker, Komponist und Texter. Er ist Teil der

Bands Viech und Marta, komponiert für Film und Theater. Als

Solokünstler reüssierte er mit den Alben „Lieder vom Tanzen

und Sterben” (2017) und „Ramsau am Dachstein nach der

Apokalypse” (2021). In Form eines monatlichen Newsletters

teilt Plut Liner Notes, unveröffentlichte Demos und verwandtes

Material mit seinen Hörer:innen.


Sophia Blenda

Sophia Blenda ist das Alter Ego von Sophie Löw, der 26-jährigen Singer/Songwriterin, die mit ihrer charakteristischen Stimme und ihren bemerkenswerten Texten bisher vor allem als Sängerin der Wiener Band Culk bekannt ist.

Culk veröffentlichen in den letzten Jahren zwei hervorragende, von Dunkelheit durchzogene und doch strahlend helle, von „existenzialistischem Postpunk“ (spiegel.de) durchwirkte Indierock-Alben, die als Kampfansage an tieferverwurzelte patriarchale Strukturen zu deuten sind. Sie durchleuchten vielschichtig das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft und deren Machtverhältnisse.

Nun tritt Löw als Sophia Blenda mit einem herausragenden Solo-Debütalbum in die Öffentlichkeit, auf dem sie um die Themenkomplexe Ängste, Selbstbestimmung, Gewalt und Schwesternschaft kreist. Im musikalischen Zentrum von „Die neue Heiterkeit“, einem intensiven Kammerpop-Entwurf, steht das Klavier, das mal düster, mal glamourös- melodiös durch die Songs trägt und Sophia Blendas Erzählung zugleich umhüllt wie enthüllt.

Manchmal steht da nur ihr Wort, minimalistisch umweht von fernen Klängen, die sich im nächsten Moment zu einem Sturm aus elektronisch-verzerrten, nervös-knarzenden Elementen und filmischen Streichern verdichten und einen musikalischen Rückhalt entwerfen für das ambivalente Empfinden zwischen Verletzlichkeit und Mut, zwischen Abhängigkeit und Selbstermächtigung. Immer, wirklich immer, vermittelt sich ein innerliches Luftholen, ein Moment, in dem sie alles von oben betrachtet.

Sophia Blenda ist die Vertreterin einer Generation, deren Frauen sich zugleich mutig und resigniert, abgekanzelt und gesehen fühlen. Einer Generation deren Ängste immer lauter werden, aber ungehört bleiben. Die Angst ist da, aber die Sehnsucht nach ihrer Überwindung bleibt bis zuletzt größer: „Offen bleibt wer in die Zukunft greift“, singt sie im Titelstück des Albums.

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