James Tenney (1934 – 2006)
Form 1 für Ensemble (1993)
Rebecca Saunders (* 1967)
„Stasis“ – A spatial collage for 16 soloists (2010)
œnm . œsterreichisches ensemble fuer neue musik
Alexander Bauer. Musikalische Einstudierung
Die Salzburger Kollegienkirche mit ihrem gigantischen zentralen Kuppelraum und den vielen Emporen lädt geradezu dazu ein, hier Kompositionen aufzuführen, die mit solchen räumlichen und akustischen Bedingungen zu interagieren vermögen. Das trifft sowohl auf die schlicht mit „Form“ überschriebenen Ensemblewerke von James Tenney zu, die wie sich im Raum bewegende Klangskulpturen wirken, als auch auf Rebecca Saunders‘ von Samuel Beckett inspirierte Komposition „Stasis“:
„Becketts ‚Still‘ skizziert eine einzige Situation: Den Kopf dem Sonnenuntergang zugewandt, betrachtet der Protagonist das Hereinbrechen der Nacht, die anwachsende Dunkelheit; den Kopf langsam und behutsam von den Händen gestützt, wartet er, während sich die Dunkelheit ausbreitet, auf einen Klang. Die Metaphern von Dunkelheit und Licht, Schweigen und Klang, Bewegung und Stille durchdringen das zerbrechliche Gefüge seiner Sprache, unendlich melancholisch und dennoch durchdrungen von Menschlichkeit und Zärtlichkeit.
„Stasis“ ist das am breitesten angelegte Werk einer Serie von Kompositionen, die sowohl der Verräumlichung verschiedener Musiker als auch der formalen Verbindung und Collage einzelner Kammermusikstücke nachgeht. Sechzehn Musiker sind in Kammermusikgruppen verschiedener Besetzungen aufgeteilt, horizontal und vertikal postiert. Jedes der unabhängig komponierten Module erforscht eine streng reduzierte Klangpalette. Verschiedene musikalische Fäden werden formal verbunden und erzeugen ein komplexes polyphones Gewebe von Klangflächen: Eine Klangskulptur wird in den Aufführungsraum projiziert. Ein abstraktes Musiktheater entsteht, in welchem die Musiker die Protagonisten in einem gemeinsamen musikalischen Umfeld oder einer gemeinsamen Klanglandschaft sind.“ (Rebecca Saunders)